Interview:
Zahnheilkunde im Alter

Zahnärzte Blasheim · Dr. Lückingsmeyer · Halstenberg · Schräpler · Zahnarzt Praxis Lübbecke · Minden · Hille · E.-G. Lückingsmeyer

Gesundheit und Zahngesundheit gehen Hand in Hand.

Seit vielen Jahren nimmt die Bedeutung der Zahnheilkunde bei älteren Menschen auch in der Praxis der Zahnärzte Blasheim zu. Dr. Lückingsmeyer beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit diesem Thema und hat für Sie einige häufige Fragen zur Alterszahnheilkunde beantwortet:

Was heißt Alterszahnmedizin und warum ist sie wichtig?

„Alter ist keine Krankheit. Aber im Alter verändert sich die Zahngesundheit und dafür gibt es verschiedene Ursachen. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass die Anzahl der älteren Erwachsenen, der Senioren, mit eigenen Zähnen zunimmt. Vor rund 30 Jahren waren noch zwei Drittel der über 70-jährigen zahnlos und trugen eine Vollprothese. Heute sind es weniger als 20 %.

Die Anforderungen an die Alterszahnmedizin sind daher groß. Je älter wir mit eigenen Zähnen werden, desto mehr Grunderkrankungen sind zu berücksichtigen. Dazu gehören zum Beispiel Diabetes oder Herz-/Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem gilt es, die Auswirkungen der Medikamente zu berücksichtigen, die auch die Zahnbehandlung beeinflussen und auf die Bedürfnisse der älteren Menschen Rücksicht zu nehmen.

Wir stellen allerdings fest, dass die große Gruppe der „jungen Alten“ viel Wert auf ihre Gesundheit legt und das wirkt sich positiv auf die Zähne aus. Alterszahnmedizin beginnt bereits für Menschen, die erst 50 oder 60 Jahre alt sind.“

Welche sind die wichtigsten Herausforderungen?

„Die Wechselwirkungen zwischen Erkrankungen im Mund und systemischen oder internistischen Erkrankungen sind eine große Herausforderung. Dabei gilt es oft, die Menschen zunächst einmal für ihre Erkrankung im Mundraum zu sensibilisieren. Beschwerden an den Zähnen werden mitunter nicht ernst genommen.“

Haben Sie da ein Beispiel?

„Wenn ein Patient unter einer chronischen Parodontitis, also einer Zahnfleischentzündung leidet, meint er mitunter das bisschen Schmerz und Bluten sei nicht so schlimm. Ich erläutere ihm dann, dass das Zahnfleisch rund um alle Zähne in etwa die Größe eines Handtellers hat. Eine wunde, entzündete und blutende Wunde an der Hand oder am Körper würde, anders als im Mund, niemand tolerieren. Im Mund wird das lange ausgehalten. Der Behandlungsbedarf, den ich als Zahnarzt feststelle, und die tatsächlich durchgeführten Behandlungen liegen in der Zahnheilkunde weit auseinander.

Dabei wird unterschätzt, dass die chronische Parodontitis auch ein Risiko für eine chronische Herz-/Kreislauf-Erkrankung darstellt. Da gibt es Wechselwirkungen: Erkrankungen des Körpers wirken sich auf die Mundgesundheit aus und Erkrankungen im Mundraum sind ein Risiko für die allgemeine Gesundheit.“

Ist die Zahnheilkunde im Alter auf eine bestimmte Altersgruppe festzulegen?

„Zahnheilkunde im Alter beginnt schon bei Menschen ab Mitte 50, Anfang 60. Aber das biologische Alter kann nur ein Anhaltspunkt sein: Viele Menschen wirken heute deutlich jünger als sie sind – Stichwort: die jungen Alten. Ihr Körper ist in einer deutlich besseren Verfassung als bei vielen Altersgenossen. 70 Jahre auf dem Ausweis sehen aus wie Ende 50, sind sportlich und tun etwas für sich und ihren Körper. Die fitten Alten sind auch im Mund gut drauf. Es ist selten, dass jemand Marathon läuft und seine Zähne verfaulen lässt.

Und dann gibt es noch die Gruppe der Hochbetagten, das sind Menschen, die 80 Jahre oder älter sind.“

Gibt es eine besondere Ausbildung für Zahnärzte, die sich mit der Zahnheilkunde bei älteren Menschen beschäftigen?

„Die Alterszahnheilkunde deckt ja das komplette Spektrum der Zahnheilkunde ab. Es handelt sich also um die normale Zahnmedizin unter Berücksichtigung der mit dem Alter einhergehenden Veränderungen.

In den letzten Jahren sind bereits Zertifizierungen und Lehrgänge zum Thema Alterszahnheilkunde eingeführt worden. Bei den ersten Kammern ist angedacht, einen postgradualen Masterstudiengang einzurichten, der das Thema Alterszahnheilkunde bereits während des Studiums berücksichtigt. Das zeigt, wie wichtig die Zahnheilkunde im Alter heute ist.“

Gehen ältere Patienten genauso regelmäßig zum Zahnarzt wie Jüngere?
Welche Erfahrungen machen Sie?

„Wer im Kindesalter, oft noch mit dem Bonusheft der 90er Jahre, die Zahnpflege gelernt hat, mit Farbtest, Putztest, Politur und vielem mehr, geht regelmäßig zum Zahnarzt und hat zum Großteil sehr gute Zähne.

Bei vielen Älteren mache ich die Erfahrungen, dass sie kommen solange sie können. Hochbetagte, also Menschen, die 80 Jahre und älter sind, kommen häufig nur bei Bedarf.

Wenn die körperlichen Einschränkungen mehr werden, wird eine einfühlsame Behandlung und Beratung immer wichtiger. Als Zahnarzt will ich dann beraten und Alternativen aufzeigen. Wichtig ist, dass wir eine Behandlung auswählen, die zum Patienten und seinem Lebensalter passt.

Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die regelmäßige Prophylaxe und Vorsorge spürbar ist und in jedem Alter Sinn macht, um Problemen und ernsthaften Erkrankungen vorzubeugen.“

Welche Probleme spielen bei der Alterszahnmedizin eine Rolle, gibt es besondere Erkrankungen oder Behandlungen?

„Ein Mensch im Alter von 65 Jahren nimmt täglich etwa sieben unterschiedliche Medikamente. Diese werden ihm von unterschiedlichen Ärzten verschrieben, zum Teil unregelmäßig genommen, aber die Wirkung dieser Medikamente ist für uns als Zahnärzte sehr wichtig. Darum schauen wir in der Alterszahnmedizin ganz genau, welche Medikamente die Patienten nehmen und können so Wechselwirkungen beurteilen.

Darüber hinaus beziehen wir die altersbedingten Erkrankungen in die Behandlung ein. Typische Erkrankungen wie Diabetes, Herz-/Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer oder Demenz schränken unsere Behandlung ein.

Auch ernährungsbedingte Probleme kommen häufig vor. Mangelerscheinungen führen mitunter zu einer Krise des Immunsystems, die zu Zahnproblemen führt und sich auch im Mund zeigt. Bakterien können die Oberhand gewinnen und die Zahngesundheit gefährden. Das ist ein Alarmsignal und erfordert eine Behandlung der Beschwerden und die Bekämpfung der Ursachen."

Was empfehlen Sie Menschen, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern, wenn es um die Zahngesundheit geht?

„Möglichst lange Zähne putzen. Die mechanische Reinigung der Zähne ist die wichtigste Pflege, sie sollte möglichst lange aufrecht erhalten werden.

Eine Pflegebedürftigkeit zieht häufig eine Verschlechterung der Zahngesundheit nach sich. Der pflegebedürftige Mensch braucht Unterstützung bei der Zahnpflege, körperliche Einschränkungen machen ihm das Leben schwer, aber die Unterstützung durch den Pflegedienst oder durch pflegende Angehörige ist zeitlich beschränkt. Dabei ist es wichtig, den Bakterienbelag zu reduzieren und die Gesundheit im Mund aufrecht zu erhalten."