Interview:
Prothetik in der
modernen Medizin

Zahnärzte Blasheim · Dr. Lückingsmeyer · Halstenberg · Schräpler · Zahnarzt Praxis Lübbecke · Minden · Hille · Marcel Schräpler

Die persönliche Beratung der Patienten bereitet mir besonders Freude.

Neben der Zahnmedizin entwickelt sich auch die Prothetik immer weiter. Für Patienten sind das gute Nachrichten. Denn hochwertiger Zahnersatz wird heute mithilfe digitaler Technologien individuell erstellt und ist oft von einem natürlichen Zahn kaum zu unterscheiden. Worauf es bei der Prothetik ankommt und weshalb der Genuss von Energy-Drinks keine gute Idee ist, erklärt Zahnarzt und Zahntechnikermeister Marcel Schräpler im Interview.

Sie haben nach der Fortbildung zum Zahntechnikermeister ein Studium der Zahnmedizin absolviert. Welche Motivation stand hinter diesem Entschluss?

Bis vor einigen Jahren habe ich als angestellter Zahntechnikermeister in einem Labor gearbeitet und auch die Ausbildung der Nachwuchskräfte übernommen. Dabei hatte ich immer wieder Kundenkontakt und gerade der Austausch mit den Zahnarztpraxen hat mir sehr gefallen. Die Freude an der persönlichen Beratung war dann ein guter Grund für ein Studium der Zahnmedizin. Heute kann ich den Patienten in unserer Praxis mit einer Kombination aus technischem und medizinischem Know-how ganzheitlich zur Seite stehen.

Welche Aufgaben bereiten Ihnen im Praxisalltag denn besonders Freude?

Tatsächlich ist es nach wie vor die Beratung der Patienten, die mir großen Spaß macht. Besonders dann, wenn es sich um komplexere Herausforderungen handelt. Ein Beispiel sind Angstpatienten, die in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Vor 30 Jahren war die Zahnmedizin eben noch nicht so weit und vielleicht war das Verständnis oder die Empathie für Angstpatienten noch nicht in dem Maße entwickelt, wie es heute der Fall ist. Ich versuche daher, diesen Patienten ein positives Gefühl und auch positive Erfahrungen mit auf den Weg zu geben. Mit Erfolg: Denn wenn die Zahngesundheit wieder hergestellt ist, kommen auch ehemalige Angstpatienten regelmäßig und gerne zur Kontrolle.

Was sagen Sie Patienten denn in einem solchen Fall?

Nicht der Zahnarzt macht den Schmerz, sondern die Angst ist die eigentliche Ursache.“ Das ist leicht erklärt. Viele Angstpatienten ignorieren Zahnschmerzen so lange wie möglich und kommen erst dann zu uns, wenn sich der Kiefer entzündet hat und die berühmte „dicke Backe“ sichtbar ist. Ist es aber so weit, stößt auch die beste Anästhesie an ihre Grenzen. Die entzündete Stelle kann dann kaum noch betäubt werden. Deshalb mein Tipp: Gehen Sie lieber direkt zum Zahnarzt und regelmäßig zur Vorsorge. Dann bekommen wir die Probleme auch frühzeitig und vor allem weitestgehend schmerzfrei in den Griff.

Gibt es eigentlich Fragen zum Zahnersatz, die Ihnen Patienten immer wieder stellen?

Ja. Denn die Prothetik hat sich enorm weiterentwickelt und ist komplexer geworden. Ende der 80er-Jahre hatten beispielsweise rund zwei Drittel der Menschen über 65 Jahre Vollprothesen. Einfach, weil die Zahnpflege und Prophylaxe nicht so ideal waren. Karies entstand dann häufig schon im Alter von Mitte 20 oder noch früher.

Heute haben hingegen nur etwa 20 Prozent der älteren Menschen eine Vollprothese. Wir sprechen dann von den „jungen Alten“, da sich der prothetische Versorgungsaspekt mit vielen eigenen Zähnen komplett verändert. Entsprechend häufig werden dann Fragen zum sogenannten festsitzenden Zahnersatz gestellt. Ein Begriff, den man allerdings mit Bedacht verwenden sollte, denn heute kann auch ein herausnehmbarer Zahnersatz festsitzend sein. Patient und Zahnarzt haben da ab und an verschiedene Vorstellungen, die wir im Beratungsgespräch klären.

Auch nach Implantaten wird häufig gefragt. Ich achte dann immer darauf, dass das Implantat zum Patienten und vor allem zum Zahnstatus passt. Denn manchmal ist das Setzen eines Implantates einfach nicht mehr möglich oder kaum sinnvoll. Das klären wir dann ebenfalls im Beratungsgespräch. Ein Trend, den ich übrigens ablehne, sind die sogenannten unsichtbaren Zahnschienen aus der Werbung, die eine Alternative zur klassischen Zahnspange darstellen sollen. Denn diese sind aus zahnmedizinischer Sicht alles andere als ideal, wenn sie nicht von einem Zahnmediziner überwacht werden. Deshalb rate ich jedem Patienten, der sich für eine sogenannte Aligner-Therapie interessiert, mit seinem Hauszahnarzt über diese Situation zu sprechen. So kann im Zweifel die Überweisung an einen Spezialisten erfolgen.

Sie sagen, dass sich die Prothetik immer weiterentwickelt. Welche Möglichkeiten bietet die moderne Medizintechnik denn heute?

Ein Beispiel: Früher wurden Kronen häufig mit Wachs händisch modelliert. Der Zahnersatz wurde dann gegossen und mit Keramik beschichtet. Diese Vorgehensweise ist nicht völlig verschwunden, wird aber zunehmend durch den CAD/CAM-Zahnersatz verdrängt. Dabei werden Implantataufbauten, Kronen oder Brücken mithilfe digitaler Technologien wie 3D-Modellen oder eines modernen „Fräsroboters“ angefertigt. Der Vorteil liegt in der optimalen Berücksichtigung der Lagebeziehung zu den Nachbarzähnen und den Zähnen des Gegenkiefers. Der Zahnersatz ist also sehr individuell und exakt auf den Menschen angepasst. Digitale Technik bleibt aber ein Hilfsmittel. Viel wichtiger sind die Erfahrung und das Know-how des Zahntechnikers und des Zahnarztes. Meiner Meinung nach entsteht so eine tolle Symbiose aus Handwerk, Medizin und digitaler Technik.

„Wir machen keine Kronen, sondern Zähne“ – können Sie diesen Anspruch genauer erläutern?

Dieser Leitspruch prägt mich schon mein ganzes Berufsleben – bereits seit meiner Tätigkeit im Zahnlabor. Damals war unser Anspruch, Kronen herzustellen, die von normalen Zähnen nicht zu unterscheiden sind. Ich muss aber ehrlicherweise sagen: Die Voraussetzungen müssen stimmen. Wenn ein Gebiss schon sehr angegriffen ist, können auch wir keine Wunder vollbringen. Jedoch besteht natürlich der Anspruch, für jeden Patienten einen möglichst natürlichen und passenden Zahnersatz zu finden. Einige Patienten möchten zudem diesem – ich nenne es gerne „amerikanischen Schönheitsideal“ – mit perlweißen Zähnen entsprechen. Ursache ist ein durch die modernen Medien verzerrtes Schönheitsideal. Das ist aber oft weder möglich noch besonders erstrebenswert. Aus meiner Sicht ist eine natürliche Optik, die zum Menschen passt, immer die beste Lösung.

Kommen wir zur Zahnpflege: Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, um den eigenen Zahnerhalt zu fördern?

Klar – regelmäßiges Zähneputzen, Zahnseide und die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt sollten immer das Fundament bilden. Auch hier benutze ich gerne den Leitspruch: „Gesunde Zähne ein Leben lang durch lebenslange Prophylaxe.“ Aber auch die Ernährung spielt eine Rolle. Vor allem Energy-Drinks, Eistee oder Limonaden greifen den Zahn an – auch, wenn diese zuckerfrei sind, wie die sogenannten „Zero“-Getränke.

Gerade bei jüngeren Patienten beobachte ich, welche Schäden diese Getränke am Gebiss hinterlassen. Ein exorbitanter Genuss von Energy-Drinks etwa verwandelt den Zahnschmelz in eine graue, spröde Substanz, da der Zahn durch die enthaltenen Säuren angelöst wird und ihm die wichtigen Nährstoffe entzogen werden. Zudem fördern diese „sauren“ Getränke versteckten Karies. Dieser breitet sich von den Zahnzwischenräumen aus, bohrt sich durch den Zahnschmelz und höhlt den Zahn von innen aus. Oft erkennt man den Schaden erst auf einem Röntgenbild. Deshalb: Trinken Sie im Alltag lieber Wasser!

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Menschen geben, die sich für Zahntechnik interessieren?

Ganz einfach: Probiert euch über ein Praktikum bei einem Zahntechniker aus. Ihr solltet zudem handwerkliches Talent und Feinmotorik besitzen. Ich selbst habe zum Beispiel schon als Kind gerne Modellbau betrieben (lacht). Die Ausbildung zum Zahntechniker bietet übrigens beste Karriereperspektiven. Denn diese Ausbildung wurde in den vergangenen Jahren wenig angeboten und entsprechend groß ist heute der Bedarf an motivierten und qualifizierten Zahntechnikern.